Generalsanierung Zürich HB Südtrakt

Der 1871 errichtete Wannerbau aus Sandstein ist mit seinen überhohen Räumen und Wandelgängen ein architektonisches Schmuckstück und Dreh- und Angelpunkt zwischen dem Zürich HB und der Bahnhofsstrasse. Um die historische Bausubstanz zu erhalten, startete die SBB im Juni 2018 mit der Generalsanierung des Südtrakts. Nach rund fünf Jahren Bauzeit wurde das Sanierungsprojekt im Oktober 2023 abgeschlossen.

Die Sanierung umfasste die Erneuerung der Gebäudehülle, der Haustechnik und der Innenräume, den Aufbau eines neuen Dachgeschosses, die Unterkellerung der Arkade beim Ostportal und den Einbau einer neuen Produktionsküche unterhalb der Wannerhalle. Bei laufendem Betrieb arbeiteten im Schnitt täglich 120 Handwerkerinnen und Handwerker, zeitweise unter dem mit 4000 Quadratmetern grössten Schutzdach der Schweiz.

Bei der Sanierung legte die SBB grossen Wert auf die Wiederherstellung der historischen Details, die dem Südtrakt seinen unverwechselbaren Charakter verleihen.

Am 3. November 2023 öffneten die ersten Geschäfte und Lokale.

Videoreihe von der Baustelle


Geschichtlicher Hintergrund: Von der Spanisch Brötli Bahn (1847) bis zur Durchmesserlinie (2014).

Am 7. August 1847 fuhr die ‘Spanisch-Brötli-Bahn’ erstmals von Zürich nach Baden. Zwei Tage später wurde der erste schweizerische Bahnbetrieb auf einer Strecke von rund 23 Kilometern offiziell aufgenommen. Die Planung des Stationsgebäudes, der Bahnhofshallen und Einfriedungen wurde dem Zürcher Architekten Gustav Albert Wegmann übertragen. Die Projektierung der Gesamtanlage und der Betriebsabläufe wurden durch den Ingenieur Alois von Negrelli wahrgenommen. Für die Nebenbauten wie das Heizhaus und Lokomotivremisen war ein Architekt Meyer verantwortlich. Die Bürgergemeinde Zürichs stellte den Bauplatz nördlich der linksufrigen Altstadt zur Verfügung. Der Bahnhof weit ausserhalb und nur mit einer schmalen Brücke über den Schanzengraben her erreichbar, war typisch für Frühzeit des Eisenbahnzeitalters.

 

Der Hauptbahnhof von 1871.

Die damals privaten Bahngesellschaften mussten sich gemäss Konzessionsakten nicht nur über die Trassenführung, sondern auch über die jeweiligen Bahnhofstandorte mit den Behörden einigen. Situationsvorschläge der Bahnen wurden in den Ratssälen erörtert und Gutachten von Fachexperten eingeholt. Die Öffentlichkeit beteiligte sich rege an den Diskussionen, einzelne Bürger veröffentlichten Schriften mit pro und kontra Argumenten, die Zeitungen kommentierten die Vorschläge und es gab Petitionen für oder gegen den Bahnhofstandort.

Am 25. November 1854 beschloss der Verwaltungsrat der Nordostbahn (NOB), den alten Bahnhofstandort beizubehalten. Dies löste verschiedene, für die Stadt Zürich bedeutende städtebauliche Planungen aus, die anschliessend realisiert wurden: Die Bahnhofbrücke über die Limmat (1861), die Bahnhofstrasse (1864), der Bahnhofplatz (1865) und das Bahnhofquartier (1864). Die Direktion der NOB lud 1861 vier renommierte Zürcher Architekten (Johan Jakob Breitinger, Gottfried Semper, Ferdinand Stadler, Leonhard Zeugherr) zu einem Konkurrenzverfahren ein. Jakob Friedrich Wanner, Chefarchitekt der NOB, erhielt die Wettbewerbspläne als Grundlage für die Ausarbeitung eines eigenen Entwurfs. Die Bahndirektion empfahl 1863 das Wannersche Projekt zur Weiterbearbeitung.

 

Entwicklung Hauptbahnhof ab 1871.

Ab 1871 diente der Südtrakt des Zürich Hauptbahnhofs als Aufnahmegebäude für die Reisenden sowie im Obergeschoss für die Verwaltung der Bahngesellschaft. Der gut konzipierten Grundriss des Südtrakts erlaubte damals schon eine optimale Kundenlenkung.

Ab 1897 bis 1902 erfolgte der erste grosse Bahnhofumbau. Damit verbunden war der Bau von vier neuen Gleisen nördlich der Bahnhofshalle sowie eine Verkürzung aller Gleise bis zum neu gebauten Kopfperron auf der Höhe der Bahnhofstrasse. Anstelle des alten Gepäcklokals entstand ein neuer südlicher Hauptausgang zum Bahnhofplatz. Zudem wurden die beiden Lichthöfe im Südtrakt umgestaltet und der Wartsaal sowie das Restaurant 3. Klasse (sog. „Chüechliwirtschaft“) vom Südtrakt in den neu erstellten Nordosttrakt verlegt. Dort kam ebenfalls der gesamte Postdienst mit Posthof hin (ehemaliger Standort der Eilgutausgabe). Zudem entstanden eine neue Gepäckexpedition mitten in der Bahnhofshalle und neue Billettkassen in den Hallenecken beidseits des limmatseitigen Eingangs.

 

Erweiterung des Bahnbetriebs und Entstehung des ShopVille-Zürich Hauptbahnhofs.

In den Jahren 1929 bis 1933 erfolgt die Erweiterung des Bahnbetriebs nach Westen unter anderem mit einer Erhöhung auf 16 Gleise, die neu ausserhalb der Bahnhofshalle in einem Stirnperron endeten. Die siebenschiffige Perrondachhalle diente als Brückenkonstruktion über die Sihl und die Querhalle über dem Stirnperron schaffte einen neuen Südausgang zur Löwenstrasse. Im 1. Stock des Südosttrakts wurden neue Restaurationsräume und Konferenzzimmer errichtet, nachdem die Kreisdirektion in das damals vollendete Sihlpostgebäude an der Kasernenstrasse umgezogen war.

In den Jahren 1967 bis 1981 wurde das ShopVille-Zürich Hauptbahnhof unter dem Bahnhofplatz gebaut und die Aussenfassade, die Fassaden der Bahnhofshalle, der limmatseitigen Vorhalle und der Seitenhalle Süd mit dem Kuppelraum renoviert. Zudem wurde die Post im Westen des Südtraktes umgebaut.

 

90er Jahre bis heute: Durchmesserlinie und Beginn der Sanierung des Südtrakts.

Von 1983 bis 1996 fanden unter anderem der Spatenstich für die Zürcher S-Bahn und der Abbruch des Nordtrakts statt. Gegen Ende der 90er Jahre begann der Bau des neuen Nordtrakts und die Renovation des Südwesttrakts (Café Les Arcades und Pressezentrum). Gleichzeitig wurde das Restaurant Au Premier im 1. Stock des Südosttraktes wiederhergestellt und der Durchgangsbahnhof Museumsstrasse mit den Gleisen 21-24 (heute 41-44) im 3. Untergeschoss in Betrieb genommen sowie die Fussgänger- und Ladenpassage teilweise eröffnet. 1990 fand die Inbetriebnahme der Endstation der Sihltal Zürich Uetliberg Bahn unter dem ShopVille-Zürich Hauptbahnhof statt. Im 1996 wurde der Nordtrakt eröffnet.

Querschnitt des Zürich Hauptbahnhofs

In den Jahren 2006 bis 2014 fand der Neubau des Durchgangsbahnhof Löwenstrasse mit den Gleisen 31-34 der Durchmesserlinie und der Umbau des Südwestflügel mit Sanierung des Westrisalit des Südtrakts statt. Mit den Neubauten Glaskubus und Posthof begann in den Jahren 2012 bis 2014 die erste Etappe der Sanierung des Südtrakts.

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